Mythos Worpswede
25. Oktober 2020 bis 02. Mai 2021
Die Entwicklung dieser legendären Künstlerkolonie von Fritz Mackensen, Hans am Ende und Otto Modersohn bis zu Paula Modersohn-Becker
Mit dem Phänomen der Freiluftmalerei kam es in Europa ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gründung von Künstlerkolonien. Die Worpsweder Künstlerkolonie zählt zu den bekanntesten in Deutschland. Entdecker Worpswedes für die Kunst war 1884 zuallererst Fritz Mackensen. Zusammen mit Otto Modersohn und Hans am Ende gründeten sie 1889 die Worpsweder Künstlerkolonie. Es war jedoch die Malerin und Otto Modersohns Ehefrau Paula Modersohn-Becker, die mit ihrer sagenhaften, verflochtenen Geschichte von Malerei, Dichtung, Liebe, Sehnsucht und Leid zahlreiche Autoren zu einer unüberschaubaren Fülle an Publikationen und Filmen über die Künstler im Teufelsmoor anregte. Die Schicksale der Worpsweder Künstler sowie ihre zeitlosen Darstellungen der Wolken-, Moor- und Birkenlandschaften wurden zu einem Mythos des 20. Jahrhunderts.
Von einer Worpsweder Schule war erstmals die Rede, als Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler Ende 1895 in der Bremer Kunsthalle ausstellten und kurz darauf im Münchner Glaspalast ihren erfolgreichen Durchbruch feierten. Schon bald sollte sich Worpswede als regelrechter Künstlermagnet etablieren. Regelmäßig fanden insbesondere in Vogelers „Barkenhoff“ Künstlertreffen und Feste statt. 1899 zerfiel die Künstlergemeinschaft, nach 1902 gab es keine gemeinsamen Ausstellungen mehr.
Da Frauen der Zugang zu öffentlichen Akademien verwehrt war, gingen zahlreiche Malerinnen in Privatschulen, so auch nach Worpswede. Neben dem Einfluss der männlichen Künstlerkollegen ist die Nähe der Künstlerinnen zu Paula Becker-Modersohn nicht zu unterschätzen, deren individueller Stil prägend auf ihre Künstlerkolleginnen wirkte. Paula Becker, die streng genommen zur „zweiten“ Generation gehörte, hinterließ ein malerisches Werk, dessen Bedeutung für die Kunst zu ihren Lebzeiten wohl nur ihr Ehemann erkannt hatte.
Wie Paula, blieben viele der Malerinnen und ihr Werk zu ihren Lebzeiten im Schatten der männlichen Künstler, deren Ehefrauen sie häufig waren, zurück. Paulas charakteristische künstlerische Qualitäten fanden nach ihrem tragischen Tod eine derart breite Anerkennung, dass viele Maler und Malerinnen späterer Generationen, wie zum Beispiel Lisel Oppel, nach Worpswede kamen.
Die aktuelle Ausstellung zeichnet anhand von rund 50 Werken von 25 Künstlern aus privaten und öffentlichen Sammlungen das facettenreiche Bild dieser legendären Künstlerkolonie bis nach 1945 nach.
Marie Bock
Die Uhr, um 1900
Christian Ludwig Bokelmann
Spielende Moorbauernkinder, 1890
Hans am Ende
Frühling in Worpswede, um 1900
Hans am Ende
Mädchen auf der Wiese, um 1910
Fritz Mackensen
Der Fischer, 1900
Fritz Mackensen
Am Altar, 1897
Emmy Meyer
Worpsweder Haus am Moorgraben, 1903
Otto Modersohn
Sonniger Herbsttag, um 1904
Otto Modersohn
Stillleben mit roter Decke und Früchten, 1918
Otto Modersohn
Elsbeth im Garten mit Glaskugel, 1903
Otto Modersohn
Moormädchen neben Birkenstamm, 1904
Paula Modersohn-Becker
Elsbeth mit Ziegen, ca. 1902
Paula Modersohn-Becker
Drei sitzende Mädchen mit Strohhüten und Blumenkränzen, 1901
Richard Oelze
Gold, 1947
Lisel Oppel
Laternenkinder, 1954
Fritz Overbeck
Am Rande des Moores, 1903
Hermine Overbeck-Rohte
Stillleben mit Zitrone, Apfelsine und Apfel
Ottilie Reylaender
Märchenmond, 1900
Heinrich Vogeler
Mein Garten, 1913